hockey olympia 900

Eher zufällig war Alexandra Pollex vor einem Jahr im Internet auf eine Ausschreibung der Deutschen Sportjugend gestoßen. Die Möglichkeit, Teilnehmerin eines dsj-Camps anlässlich der Olympischen Jugendspiele 2018 zu werden, faszinierte die 2.BL-Hockeytorhüterin sofort. Über DHB-Jugendsekretärin Wibke Weisel leitete Pollex ihre Bewerbung ein. Als Jugendtrainerin im Verein (bei Eintracht Frankfurt trainiert sie von Mädchen A bis Jugend A alle weiblichen Jahrgänge) sowie als engagierte Schiedsrichterin (Mitglied im DHB-Nachwuchskader) hatte die 22-jährige Studentin (Sport und Mathematik auf Lehramt) eine vielversprechende Liste ihres sportlichen Engagements vorzuweisen. Und tatsächlich ergatterte sie einen der begehrten 25 Plätze im Team für die zweiwöchige Reise nach Argentinien. Die 1400 Euro Teilnehmerkosten wurden durch Zuschüsse des Vereins Freunde des Hockeys (trug die Hälfte), des DHB, des Hessischen Hockey-Verbandes und der Sportjugend Rheinland-Pfalz (Alexandra wohnt in diesem Bundesland) gedeckt, so dass für die Studentin aus Mainz lediglich noch persönliche Ausgaben zu tragen waren. Nachstehend berichtet Alexandra Pollex über ihre außergewöhnliche Reise.

 

Mit viel Engagement nach Buenos Aires

Unter dem Motto „Compete, Learn, Share“ ging es für mich und 24 weitere junge Engagierte (zwischen 18 und 26 Jahren) nach Buenos Aires zum dsj academy camp. Dieses fand nun das fünfte Mal parallel zu den Youth Olympic Games (YOG) statt. Die Deutsche Sportjugend (dsj) ist die Dachorganisation aller Sportjugenden in Deutschland und ein Teil des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Die YOG sind eine kleinere Ausgabe der Olympischen Spiele und richten sich seit ihrer Premiere 2010 an Athletinnen und Athleten im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Hierbei liegt jedoch der Fokus nicht nur auf den sportlichen Leistungen, sondern auch auf dem interkulturellen Austausch in Form eines Learn-& Share-Programms.

Los ging es für uns mit einer Stadtrally durch Buenos Aires ehe wir gemeinsam mit 200.000 anderen an der Eröffnungsfeier im Herzen der argentinischen Hauptstadt teilnahmen. Dann ging es für uns auch schon das erste Mal in den Youth Olympic Park, wo neben dem Hockey auch Schwimmen, Turnen, Fechten und Judo vertreten war. Aber auch neue Sportarten wie BMX waren bei den YOG vertreten. Aufgrund des Konzepts der YOG „Olympia für alle“ mit kostenfreiem Eintritt zu den Wettkampfstätten war viel Geduld gefragt. Da konnte man schonmal zwei und mehr Stunden anstehen, ehe man ins Hockeystadion gelassen wurde – wenn es nicht zuvor aus Kapazitätsgründen geschlossen werden musste. Aufgrund des großen Andrangs an eigentlich allen Spieltagen war es mir tatsächlich nicht möglich, Einlass ins Hockeystadion zu finden, was natürlich schade war. Das Endspiel der Mädchen habe ich mit vielen anderen zusammen vor dem Stadion auf einer Großleinwand angeschaut.

Das Spiel im Hockey5-Format ist tatsächlich etwas ganz anderes, als wir es gewohnt sind. Durch komplette Spielfeldumrandung ist der Ball viel länger „heiß“ als bei unserem normalen Hockey mit Seiten- und Grundlinienaus. Den technisch veranlagten Spielern kam das eher entgehen, individuelle Fertigkeiten waren deutlich mehr gefragt als mannschaftstaktisches Vorgehen. Das Mädchenendspiel zwischen Argentinien und Indien hatte schon ein sehr gutes Niveau, allerdings war der Leistungsunterschied zu den hinten platzierten Mannschaften sehr groß.

Bei uns stand neben den vielen sportlichen Wettkämpfen und dem Besuch der verschiedenen Wettkampforte und Disziplinen die Persönlichkeitsentwicklung, Workshops und Gesprächsrunden zu kulturellen, politischen und sportlichen Themen im Mittelpunkt. So trafen wir die Menschenrechtsexpertin Sylvia Schenk, Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote, die Leichtathletin Gina Lückenkemper, dsj-Präsident Jan Holze, Vorstandsvorsitzende des DOSB Veronika Rücker und DOSB-Präsidiumsmitglied Gudrun Doll-Trepper. Alle diese Persönlichkeiten standen uns Rede und Antwort.

Doch nicht nur diese, sondern auch die 74 deutschen Athletinnen und Athleten gaben uns einen Einblick in ihr Leben als Sportler. So hatten wir die große Ehre, das Olympische Dorf zu besuchen, und erhielten eine exklusive Führung von den deutschen Sportlerinnen und Sportlern sowie ihren Trainern durch das gesamte Dorf mit einem gemeinsamen Essen in der Athletencafeteria. Aber auch der Sport kam natürlich nicht zu kurz. So besuchten wir die verschiedenen Parks, in denen man die Sportarten zum Teil auch selbst ausprobieren konnte und sich nebenbei mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Camps aus den verschiedensten Sportarten, wie der klassischen Leichtathletik über den Wintersport bis hin zum Rugby oder eben Hockey austauschen konnte.

YOG Gruppe mit Gina

Zudem haben wir uns auch an verschiedenen sozialen Projekten engagiert. So haben wir das Straßenfußballprojekt „FUDE“ in einem ärmeren Viertel der Stadt besucht und einen tollen Nachmittag mit Kindern und Jugendlichen verbracht, welche uns ihre Zukunftspläne und Ziele erzählt haben. Dabei war die Sprachbarriere mit einem Fußball, sowie Händen und Füßen doch gar nicht so groß, wie am Anfang vermutet.

Eines meiner persönlichen Highlights war neben dem Besuch der Wettkämpfe die German Sports Youth Night. Hier kam die gesamte deutsche Delegation zusammen und verbrachte einen gemeinsamen Abend mit allen Athletinnen und Athleten, Trainern und Unterstützern vor Ort und dem „Special Guest“ IOC-Präsident Thomas Bach.

Am Ende dieser zwei Wochen folgte noch eine gemeinsame Reflexion, wir haben nochmal über unsere eigenen Ziele nachgedacht und uns über die verschiedenen Möglichkeiten in der dsj, sowie den anderen Sportjugenden in Deutschland ausgetauscht. Es gibt tausend verschiedene Möglichkeiten, sich ehrenamtlich im Sport zu engagieren. Ich werde versuchen, einige dsj-Projekte wahrzunehmen und diese auch in unser Hockey zu bringen.

Abschließend kann ich nur sagen, dass es eine super Erfahrung für mich war und ich froh bin, diese Möglichkeit bekommen zu haben. Vielen Dank an alle Unterstützer, ohne die diese Reise wohl nicht möglich geworden wäre.

Alexandra Pollex